Ende Mai sind wir für einen Städtetrip nach Tallinn geflogen. Vielleicht fragt ihr euch jetzt, wo genau das ist? Tallinn gehört zum Baltikum, liegt an der Ostsee und ist die Hauptstadt Estlands. Warum wir ausgerechnet nach Tallinn geflogen sind? Die kurze Antwort: Es war mein Geburtstagsgeschenk. Die etwas längere Antwort: Mein Mann und ich haben vor den Kindern gerne Städtetrips für ein verlängertes Wochenende gemacht. Rom, Budapest, Paris. Seit unsere beiden Kinder auf der Welt sind, haben wir in unseren Urlauben auch immer wieder mal eine Stadt für einen Tag besucht, allerdings haben wir seither nie einen reinen Städteurlaub gemacht. Jetzt, wo sie 2 und 5 Jahre alt sind, dachte sich mein Mann, man könne es doch mal testen, ob es funktioniert. Und so viel vorab: Ja, es hat gut funktioniert. Trotzdem würde ich andere Formen des Reisen reinen Städtetrips vorziehen, so lange die Kinder noch so klein sind. Deshalb heben wir uns New York für später auf. Da mein Mann und ich bereits viele Städte, die uns interessieren, besichtigt haben und wir einige Städte wie beispielsweise Lissabon, Edinburgh oder Athen im Rahmen von Rundreisen später einmal erkunden möchten (und nicht „extra“ dafür hinreisen), fiel die Wahl auf das Baltikum. Da ich sowieso einmal erwähnt hatte, dass mich die Städte im Baltikum interessieren würden und mein Mann schon lange von einer Rundreise durch das Baltikum träumt, schien eine der drei Hauptstädte perfekt für unseren Citytrip. Und so fiel die Wahl auf Tallinn – eine gute Wahl wie ich finde! Wir beide lieben die noch eher „unentdeckten“ Fleckchen auf der Welt und da schien Tallinn perfekt zu passen.
So viel erstmal zur Vorgeschichte.
Anreise
Am 30. Mai ging es dann übers verlängerte Wochenende mit dem Flieger von München direkt nach Tallinn. Ein wirklich kurzer Flug (knappe 2,5 Stunden), wenn auch nicht besonders spektakulär. Wir flogen mit Air Baltic. Bord-Entertainment gab es auf der Kurzstrecke nicht. Genauso wenig war Essen und Trinken im Flugpreis inkludiert. Für uns nicht weiter schlimm. Kurzer Funfact am Rande: Meine Tochter hat nach dem Kurzurlaub ihrer Oma erzählt, dass der Flug soooo lange und langweilig war, viel länger als auf die Seychellen (aufgrund des fehlenden Bord-Entertainments). Und das erzählt sie auch heute noch. Mit dem Taxi ging es dann direkt vom Flughafen zu unserem Hotel.
Hotel
Wir waren im Citybox Tallinn untergebracht, ein recht zentral gelegenes modernes Stadthotel. Das Frühstück war sehr gut, die Lage top und die Zimmer sauber und zweckmäßig (absolut ausreichend für einen Städtetrip). Zu Fuß war man in 10 Minuten in der Altstadt und in 5 Minuten im Rotermannviertel (mehr dazu später).
Tag 1
Bevor wir auf Erkundungstour gehen wollten, musste der Hunger erst einmal gestillt werden. Denn was ist schlimmer, als mit hungrigen schlecht gelaunten Kindern oder Ehefrau loszuziehen. Um es gar nicht erst so weit kommen zu lassen, haben wir uns im Internet ein Café in der Nähe unseres Hotels gesucht. Die Entscheidung war schnell getroffen und so machten wir uns auf den Weg zur „Boulangerie„. Der Name ist hier Programm und man findet alles, was das (französische) Herz begehrt: Baguettes, Croissants, Crepes, Galettes, Eclair. Die Galettes schmeckten ausgezeichnet und auch der Kaffee und der frisch gepresste Orangensaft waren top. Danach schlenderten wir gemütlich durch die Altstadt, die im Grunde genommen die „Hauptattraktion“ Tallinns darstellt und zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Der zentralste Platz ist sicherlich der Rathausplatz. Hier gibt es viele Restaurants, eine alte Apotheke, das Rathaus natürlich und in der Mitte drei Hängesessel zum Chillen (sehr zu empfehlen). Ebenso sehenswert ist der Katharinengang, die wohl schönste Gasse der Altstadt. Hier finden sich einige Handwerksbetriebe, die ihre Töpfer-, Glaswaren und andere Handwerkskunst verkaufen. Auch ein paar süße Cafés und Restaurants haben sich hier angesiedelt. Läuft man durch die Altstadt Tallinns, kommt man immer wieder an der Stadtmauer vorbei, die ebenfalls zu einer der Sehenswürdigkeiten zählt. Man kann die Stadtmauer auch oben entlanglaufen, was wir aber mit den Kindern nicht gemacht haben. Den ersten Tag wollten wir bewusst ruhig angehen lassen und uns einfach ein bisschen durch die Altstadt treiben lassen. Essen waren wir gegen Spätnachmittag im nahe unseres Hotels gelegenen Rotermann Viertel, ein ehemaliges Industriegebiet, das sich zum hippen und trendigen Viertel mit interessanter Architektur entwickelt hat. Hier gibt es eine große Auswahl an internationalen Restaurants und Cafés. Da wir alle Hunger hatten und nicht lange nach einem Restaurant suchen wollten, sind wir ins „erstbeste“ Restaurant, wo es Pizza gab, gegangen. Nicht unbedingt die beste Wahl, aber ok.
Tag 2
Am nächsten Tag wollten wir uns die Altstadt nochmal genauer anschauen. So starteten wir den Tag mit einem Besuch der auf dem Domberg gelegenen Alexander Newski Kathedrale, einer sehr schönen russisch-orthodoxen Kirche. Weiter ging es zu den verschieden Aussichtsplattformen: Piiskopi- und Kohtuotsa-Aussichtspunkt (von hier aus hat man die beste Aussicht auf die vielen Türme, das typische Bild von Tallinn). Gegessen haben wir im Kompressor, einem Pub in der Nähe des Rathausplatzes. Hier gibt es riesige Pfannkuchen in allen Variationen zum fairen Preis. Die Atmosphäre erinnert an eine Studentenkneipe. Wer hier allerdings auf eine Bedienung zur Bestellung wartet, der wartet vergeblich. Bestellt wird am Tresen. Klare Empfehlung! Gestärkt ging es weiter auf den am Hauptbahnhof gelegenen Markt Balti Jaama Turg. Hier findet man alles: angefangen von Obst und Gemüse über coole Essenstände in einem Foodcourt bis hin zu Klamotten und Trödel. Guten Kaffee und leckere Kokosmakronen bekommt ihr im Surf Café, gleich am Anfang des Food Courts. Zum Abschluss haben wir uns noch Kirschen für den weiteren Fußmarsch gekauft. Achtung: Besser vorher auf den Preis schauen. Die Kirschen (Herzkirschen!) waren zwar unglaublich lecker, aber auch unglaublich teuer (das Preisniveau ist dort insgesamt ziemlich hoch, deutlich teurer als bei uns). Anschließend sind wir noch ins Künstlerviertel Telliskivi gelaufen. Ein hippes Viertel mit Graffiti an den Hauswänden, Galerien, Kunstwerke, Design-Shops, Bars, Cafés und (für Familien mit Kindern natürlich super) einem kleinen Spielplatz auf der einen und einer Slackline auf der anderen Straßenseite. Zum Abendessen hat es uns wieder ins Rotermann Viertel verschlagen. Im Flamm gab es wie der Name schon verrät leckere Flammkuchen.
Tag 3
Da wir die ersten beiden Tage richtig Glück mit dem Wetter hatten und für den dritten Tag ab Mittag schlechteres Wetter angesagt war, haben wir beschlossen, mit dem Bus nach Pirita (Vorort von Tallinn) an den Strand zu fahren und den Vormittag noch draußen zu verbringen. Als wir am Strand ankamen, war gerade Ebbe und wir konnten eine kleine „Wattwanderung“ machen. Am Strand gab es einen kleinen Spielplatz, wo sich die Kinder austoben konnten. Gegen Mittag haben wir es uns auf einer der Bänke am Strand gemütlich gemacht und unsere mitgebrachten Zimt-, Mohn- und Kardamomschnecken vom Café Rost (Rotermannviertel) gegessen. Sehr lecker! Danach haben wir noch einen kleinen Spaziergang durch den angrenzenden Kiefernwald gemacht, bevor wir mit dem Bus wieder zurück nach Tallinn gefahren sind. Da langsam graue Wolken aufzogen und das Wetter schlechter wurde, haben wir den Nachmittag im Meeresmuseum Lennusadam verbracht. Ein wirklich tolles interaktives Museum für Groß und Klein! Hier kann man alles über die estnische Seefahrtsgeschichte erfahren. Das Highlight ist sicherlich das ausgestellte U-Boot Lembit, das von innen besichtigt werden kann. Unsere Tochter war so begeistert von dem U-Boot, dass wir ingesamt viermal (!) durch das Innere des Bootes gelaufen sind. In dem Museum kann man locker 2 bis 3 Stunden verweilen. Das Museum bietet auch einen tollen Spielbereich für Kinder und viel Fläche zum Rumrennen. Nach dem Museumsbesuch sind wir zurück in Richtung Hotel gelaufen. Auf dem Heimweg haben wir noch einen Essensstopp im Rotermann Viertel eingelegt, wo wir in der Taqueria, einem mexikanischem Restaurant gegessen haben. Das Essen war nicht schlecht, das eigentliche Highlight waren aber die (Sitz-)Schaukeln, auf denen wir draußen saßen (das Wetter inzwischen wieder gut).
Tag 4
Am vierten und letzten Tag sind wir bei strahlendem Sonnenschein nochmal in die Altstadt, um dort einen Abstecher in das top bewertete Pulla Café zu machen. Als wir ankamen, stand schon eine Schlange von Leuten vor dem Café und wartete auf die Öffnung. Die „Schnecken“ gab es in den Varianten Zimt, Karamell, Schokolade, Kardamom und Mohn. Wir entschieden uns für Zimt, Kardamom, Mohn und Karamell. Alle 4 schmeckten wirklich sensationell, insbesondere Karamell war aber richtig lecker mit kleinen Karamellstückchen. Für den Heimflug haben wir uns noch ein belegtes Sandwich (aus Sauerteig) und zwei Foccaccia mitgenommen. Alles unglaublich lecker! No more words needed! Das Café ist richtig schnuckelig und man kann sowohl drinnen als auch draußen sitzen. Innen erinnert die Einrichtung ein wenig an Oma Ernas Wohnzimmer. Retro-Look. Und das Beste: der Duft von frisch Gebackenem. Wer Tallinn besucht, sollte die Pulla Bäckerei definitiv auf seine Food List setzen. Und nun hieß es, Abschied nehmen von Tallinn und ab zum Flughafen.
Fazit
Das noch unbekannte Tallinn ist auf alle Fälle eine Reise wert. Da Tallinn nicht besonders groß ist und sich die Hauptsehenswürdigkeiten auf die Altstadt beschränken, würden theoretisch auch 2 volle Tage ausreichen, um die Stadt zu besichtigen. Wer aber so wie wir mit Kindern unterwegs ist und das Ganze eher entspannt angehen lassen will, der kann auch 3 Tage einplanen und hat somit noch Zeit für einen Abstecher ans Meer.