Nachdem wir unsere 1. Elternzeitreise in Neuseeland und unsere 2. in Florida verbracht haben, kam in mir der Wunsch auf, mit unseren beiden Kindern eine weitere Fernreise zu machen. Nur sollte es diesmal etwas „exotischer“ sein, ein Land, in dem man warme Klamotten allenfalls für den Flug braucht und ein Ziel mit schönen palmengesäumten Stränden. Im Gegensatz zu Neuseeland und Florida, wo wir fast täglich den Campingplatz bzw. die Unterkunft wechselten, sollte diesmal der Fokus mehr auf Strand, Entspannung und ein paar Aktivitäten liegen. Gar nicht so einfach, ein passendes Ziel zu finden, wenn man so wie ich tausende von Checklisten im Kopf hat. Das Land sollte sicher sein, eine gute medizinische Versorgung haben, relativ geordnete Verhältnisse vorweisen, gut mit dem Mietwagen bereisbar sein, nicht zu viele Zusatzimpfungen nach sich ziehen und kein Malariarisiko bergen. Somit scheiden schonmal unglaublich viele tolle Länder in den Tropen aus. Nach einigen Recherchen bin ich schließlich auf die Seychellen gestoßen, die nahezu alle Kriterien erfüllen: kein gefährlichen Tiere und Krankheiten (abgesehen von Dengue) und noch dazu ein extrem sicheres Reiseland. Weitere Vorteile sind die geringe Zeitverschiebung und die relativ kurzen Transferzeiten zwischen und auf den Inseln. Da es dort keine terrestrische Tollwut gibt, mussten wir die Kinder auch nicht gegen Tollwut impfen lassen. Lediglich eine Impfung gegen Hepatitis A war notwendig (die allerdings auch für manchen Länder in Europa sinnvoll ist). Ein weiterer Vorteil auf den Seychellen ist das Leitungswasser: dieses ist (theoretisch) trinkbar. Auch wenn wir es nicht getrunken haben, so muss man sich zumindest keinerlei Gedanken machen, wenn man sich mit dem Wasser die Zähne putzt, Obst wäscht oder die Kinder beim Duschen Wasser schlucken. Das Reiseziel stand also fest!
Ich möchte euch hier gerne eine Zusammenfassung unserer 2-wöchigen Reise geben.
Flug
Geflogen sind wir (mein Mann und unsere beiden Kinder, 2 und 5) mit Qatar. Sehr pünktlich, freundliche Mitarbeiter, kleines Geschenk für die Kinder. Im Vergleich zu 2010 (ja ich weiß, lange her) hatte ich aber das Gefühl, dass deutlich mehr gespart wird. Essen war mehr als mittelmäßig (hatte ich beim ersten Flug mit Qatar besser in Erinnerung) und auch kleine Aufmerksamkeiten wie warme kleine Handtücher zum Reinigen der Hände gab es nicht mehr.
Inseln
Praslin (1. Insel)
Nach einer sehr ruhigen einstündigen Überfahrt mit der Fähre von Mahé startend (wir hatten insgesamt sehr viel Glück mit den Überfahrten… lediglich die Fahrt von La Digue zurück nach Mahé war etwas „wackeliger“, aber auch nicht der Rede wert) sind wir in Praslin angekommen. Unser Hotel war das Les Lauriers Eco Hotel. Absolut empfehlenswert. Tolles Ambiente, mit Flair und Charme. Hier waren wir 4 Nächte und hatten den Eindruck, die Insel damit ganz gut erkundet zu haben (Anse Georgette, Anse Lazio, Anse Volbert (unser „Hausstrand“), Fond Ferdinand, Ausflug nach Curieuse mit St. Pierre, Smoon Island (Geheimtipp!!!)). Insgesamt hat es uns auf Praslin sehr gut gefallen und waren schockverliebt in die Natur und die Strände. Für die Zeit hatten wir einen Mietwagen mit Kindersitzen, was wir immer wieder so machen würden, um maximale Flexibilität zu haben. Da die Insel relativ klein ist, hat man keine langen Autofahrten und kommt schnell von A nach B.
La Digue (2. Insel)
Weiter ging es nach einer kurzen Überfahrt (ca. 15 Minuten) nach La Digue in die La Digue Holiday Villa (tolle einfachere Unterkunft mit kleinem Pool, sehr freundlichem Personal, einem liebevoll gestalteten Garten und einer riesigen Veranda, um abends draußen zu sitzen, sehr ungezwungen und daher perfekt mit kleinen Kindern). La Digue war rückblickend unsere absolute Lieblingsinsel. Es ist einfach so entspannt, alles mit dem Fahrrad abfahren zu können und die Atmosphäre dort war sehr „chillig“. Die Meinung mancher, La Digue sei für Familien mit kleinen Kindern nicht geeignet, können wir so gar nicht teilen. Im Gegenteil! Lecker gegessen haben wir im Le Repaire, Chez Jules, Rey and Josh Takeaway und leckere Cocktails/Drinks in der Bikini Bottom Bar und am Anse Source d’Argent geschlürft. Die Anse Source d’Argent fanden wir toll, keine Frage, aber unser wahres Highlight war der Anse Patates beim Patatran Hotel. Das war für uns der Inbegriff eines Traumstrandes aus dem Bilderbuch, wie man ihn sich vorstellt. Unsere Räder waren leider in recht schlechtem Zustand (und das obwohl wir extra nach einem Fahrradverleih mit guten Rezensionen gesucht haben und uns von den negativen Bewertungen von den Leihrädern in der La Digue Holiday Villa abschrecken ließen… manchmal sind Bewertungen eben doch nicht alles 😉 ). Auch hier waren 4 Nächte u.E.n. perfekt, und die Insel zu erkunden: 1. Tag: Tour durch L’Union Estate Park zur Anse Source d’Argent, 2. Tag: Anse Patates, Chez Jules bis zum Ende der Straße, Anse Severe, 3. Tag: durch den Regenwald zur Grande Anse. Nach 4 Nächten ging es weiter nach St. Anne.
St. Anne (3. Insel)
Nach einer Fahrt mit der Fähre von La Digue über Praslin nach Mahé und von dort mit dem Schnellboot nach St. Anne, kamen wir im Club Med, dem letzten Stopp unserer Reise, an.
Diesen Stopp haben wir hauptsächlich wegen der Kinder gewählt. 4 Nächte nochmal zum Entspannen, All Inclusive (das Essen war der Wahnsinn), Pool, Meer,… Die Strände können allerdings bei weitem nicht mit denen auf La Digue oder Praslin mithalten. 4 Nächte waren hier mehr als ausreichend für uns, weil wir einfach nicht die geborenen All Inclusive Urlauber sind. Trotzdem war es ein schöner Abschluss unserer Reise.
Auswahl der Inseln
Praslin und La Digue standen von Anfang an fest. Auch dass wir 3 Inseln in 2 Wochen sehen möchten, war klar. Wir schwankten zwischen Mahé, Silhouette und St. Anne. Mahé hätte den Vorteil gehabt, dass wir am letzten Tag bereits am Ort unseres Abfluges sind. Da es allerdings sehr geteilte Meinungen über Mahé gibt und die Hotels, die uns gefallen hätten, preislich deutlich über dem Club Med lagen, schied Mahé aus. Auch das Hilton auf Silhouette lag preislich nochmals über dem Club Med und wäre mit einer längeren Bootsfahrt von Mahé aus verbunden gewesen, weshalb wir uns letzten Endes für St. Anne entschieden haben (Tipp: Frühbuchervorteil nutzen). Der Club Med ist sicherlich keine schlechte Wahl, wenn man so wie wir mit kleinen Kindern reist, da es dort nur so von Kindern wimmelt. Im Gegensatz zu den anderen beiden Inseln, fühlte man sich hier nicht mehr als „Exot“, mit Kind auf den Seychellen zu sein. Allerdings muss man ehrlicherweise auch sagen, dass dort das richtige Seychellen-Feeling nicht aufkommt. Es ist eine Club-Anlage mit unglaublich viel Angebot an Sportaktivitäten, Wanderungen und Kinderprogramm, das wir aber gar nicht genutzt haben. Das Essen dort war wirklich fantastisch und die Zeit dort war sehr entspannt. Beim nächsten Mal würde ich aber vermutlich eher eine andere Insel/Unterkunft wählen.
Unterkünfte
Auf den Seychellen gibt es wenige Hotels, viele Gästehäuser mit Frühstücksoptionen und viele Self-Catering Appartments. Viele Hotels richten sich eher an Pärchen, die ihre Flitterwochen dort verbringen und befinden sich im gehobenen Preissegment. Am wohlsten haben wir uns in der La Digue Holiday Villa gefühlt. Die Unterkunft war zwar nicht besonders luxuriös, aber man hatte viel Platz, eine schöne große Terrasse, die Möglichkeit, Frühstück, Mittag- und Abendessen dazuzubuchen oder sich selbst zu versorgen und es war sehr ungezwungen dort. Wir hatten uns damals zwischen dem Le Repaire, dem Patatran und der La Digue Holiday Villa entschieden. Das Le Repaire ist ein hübsches Boutique-Hotel und sicherlich eine tolle Wahl mit schon etwas älteren Kindern. Wir waren dort einmal zum Essen (sehr leckeres italienisches Restaurant) und haben uns dort mit unserem kleinen Wildfang, der nicht stillsitzen kann und ständig durch die Gegend rennt, eher unwohl gefühlt. Das Patatran ist von der Lage her einmalig. Es liegt direkt am Anse Patates, unserem Lieblingsstrand auf den Seychellen. Zum Hotel selbst können wir nicht sagen.
Essen
Entgegen vieler Meinungen fanden wir (im Gegensatz zu den Kindern) das landestypische Essen gut. Man findet dort vorwiegend Take-Aways und ein paar wenige Restaurants. Selbst kochen fände ich aufgrund der relativ spärlich bestückten Supermärkte eher schwierig. Auf La Digue haben wir uns zum Frühstück ein Müsli gemacht, ansonsten waren wir eigentlich immer essen. Auf La Digue kann ich das Le Repaire (italienisches Essen), das Chez Jules, die Bikini Bottom Bar und die Saft-/Cocktailbar am letzten Abschnitt des Anse Source d’Argent empfehlen. Auf Praslin lohnt es sich, einen Tisch für den Barbecue-Abend im Les Lauriers zu reservieren. Im Club Med hatten wir All Inclusive.
Einwohner
Wir haben die Leute als unglaublich nett, offen und hilfsbereit erlebt. Klar gab es auch den ein oder anderen, der unfreundlich, unmotiviert und schlecht gelaunt war, aber wo gibt es das nicht ;).
Wetter
April/Mai hat sich für uns als super Reisezeit herausgestellt. Auf Praslin sind wir im Regen mit dem Boot zur Insel Curieuse (Schildkröten) gefahren und haben dort bei leichtem Regen die Schildkröten angeschaut und anschließend Barbecue gemacht (war Teil der Tour). Auf dem Rückweg hat sich das Wetter wieder von seiner besten Seite gezeigt und wir konnten die Bootsfahrt und den Schnorchelstopp rund um St. Pierre (eine kleine Steininsel) rundum genießen. Auf La Digue hat es einmal die komplette Nacht und den Vormittag darauf geschüttet. Danach war dann aber auch wieder alles gut. Einen tropischen Regen mitzuerleben hat auch was. Auf St. Anne gab es immer wieder mal einen kleinen Schauer, was aber nicht weiter schlimm war. Wer auf die Seychellen fliegt, sollte sich darauf einstellen, dass es hin und wieder regnet. Nicht umsonst ist es dort wunderbar grün. Obwohl Regen und schlechtes Wetter meine Stimmung normalerweise schnell mal in den Keller klettern lässt, so haben mich die Regenschauer dort überhaupt nicht gestört. Zum einen, weil es meist nur kurz regnet und zum anderen, weil es trotzdem immer schön warm bleibt.
Mücken
Einziger Downturn unserer Reise waren die unzähligen Mückenstiche, gegen die auch sämtliche Moskitosprays nichts gebracht haben (und wir hatten viele dabei: Doctan Classic, No Bite, Antibrumm forte).
Sonstige Tiere
Auf den Seychellen gibt es zum Glück keine gefährlichen Tiere. Immer wieder begegnet man freilaufenden Hunden, die aber immer sehr lieb waren. Da die Seychellen frei von terrestrischer Tollwut sind, hatten wir diesbezüglich auch keinerlei Bedenken. Man begegnet vielen Geckos, Eidechsen und Fledermäusen. Einzig vor Hundertfüßlern und Stachelrochen sollte man sich wohl in Acht nehmen und möglichst nicht darauftreten. Wir hatten allerdings keine Begegnungen mit diesen Tieren. Einmal ist mir abends auf unserer Terrasse eine Riesen-Kakerlake über den Weg gelaufen. Extrem eklig, aber zumindest nicht gefährlich.
Spielplätze
Spielplätze haben wir auf den Praslin und La Digue keine gefunden (die unzähligen Schaukeln an den Stränden mal ausgeklammert). Haben unsere Kinder aber auch in keinster Weise vermisst. Wer braucht schon einen Spielplatz, wenn er einen riesigen Sandkasten (Strand) vor der Tür hat? Auch die Pools auf Praslin und La Digue waren eher „basic“. Keine Wasserrutschen, keine Wasserspiele, nichts dergleichen. Im Club Med auf St. Anne gab es dann einen extra Pool für Kinder und auch einen kleinen Spielplatz. Zwar haben wir die Seychellen als kinderfreundliches Reiseziel erlebt, die Hauptzielgruppe sind aber Honeymooner oder Paare ohne Kinder.
Tipps
#1: Nehmt Fahrradhelme von zu Hause mit, wenn ihr vorhabt, La Digue mit dem Fahrrad zu erkunden. Fahrräder, Fahrradkindersitze und teilweise auch Fahrradanhänger gibt es dort zum Ausleihen, Helme jedoch nicht. Daher hatten wir für unsere beiden Kinder Helme mit im Gepäck.
#2: Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50, UV-Badeanzüge und UV-Mützen für die Kinder. Durch die Nähe zum Äquator ist die Sonne hier sehr sehr stark und die Mittagssonne zu vermeiden ist nicht immer möglich.
#3: Unterkünfte mit Pool wählen. Da das Meer teilweise starke Unterströmungen und einen hohen Wellengang hat, ist das Baden für Kinder nicht an jedem Strand möglich. Daher ist es umso wichtiger, in der gebuchten Unterkunft einen Pool zu haben, in dem sich die Kinder vor oder nach den Ausflügen so richtig austoben können.
#4: Unterkünfte mit Frühstück buchen. Die Supermärkte auf den Seychellen sind absolut nicht mit unseren Supermärkten zu vergleichen. Die Auswahl ist sehr eingeschränkt, frisches Obst findet man kaum und wer zum Frühstück gerne etwas mehr Auswahl haben möchte, der sollte unbedingt Frühstück dazubuchen.
#5: Medikament gegen Reiseübelkeit mitnehmen. Wem schnell schlecht wird, sollte vorsichtshalber etwas gegen Übelkeit griffbereit haben (Vomex, Reisekaugummis). Wir hatten sehr viel Glück mit unseren Fährüberfahrten, so dass niemandem (auch nicht den anderen Passagieren) schlecht wurde. Die Cat Cocos (Fähre auf den Seychellen) hat ihren Spitznamen „Kotz Cocos“ allerdings nicht von ungefähr. Es gibt Fährfahrten, bei denen der Großteil der Leute wohl mit Spucktüte bewaffnet ist. Bei einer Fahrt übers offene Meer bei entsprechenden Wetterverhältnissen auch kein Wunder.
#6: Gut ausgestattete Reiseapotheke und Nasenspray mitnehmen. Es gibt auf den Seychellen zwar Apotheken, allerdings sind diese nicht mit unseren vergleichbar. Nasenspray ist insbesondere für Start und Landung beim Fliegen wichtig, damit der Druckausgleich funktioniert und die Kinder keine Probleme bekommen.
#7: Eine gute Auslandsreisekrankenversicherung und Reiserücktrittsversicherung abschließen. Zwar kein seychellen-spezifischer Tipp, sollte aber in keiner Liste fehlen.
#8: Impfschutz prüfen. Neben den Standard-Impfungen gemäß der STIKO, sollte man sich auch gegen Hepatitis A impfen lassen.
#9: Einreisegenehmigung rechtzeitig beantragen.
#10: Snacks, Windeln und Sandelsachen von zu Hause mitbringen: Da die Supermärkte zum einen völlig andere Produkte anbieten wie unsere und die Auswahl eher klein ausfällt, sollte man Lieblingssnacks der Kinder (z.B. Fruchtriegel), Windeln und Sandelsachen besser selbst mitbringen. Wir hatten für die komplette Zeit Windeln eingepackt und verschiedene Riegel, Kinderkekse, Reiswaffeln, etc. für den gesamten Zeitraum.
#11: Stirnlampe mitnehmen: Da es ab 18 Uhr dunkel wird, kann eine Stirn- oder Taschenlampe einem gute Dienste erweisen, wenn man abends zu Fuß unterwegs ist.
#12: Passende Kleidung einpacken: Luftige, langärmelige Hosen und Oberteile, am besten aus Leinen- oder Musselin-Stoff, für die Dämmerung, da die Mücken zu dieser Zeit besonders aktiv sind.
#13: Mückenschutz: Auch wenn wir trotz Mückenschutz ziemlich zerstochen waren, so sollte man dennoch nicht ohne auf die Seychellen reisen, da die Mücken dort Denguefieber übertragen können.
#14: Kinderreisepässe und Reisepässe für Erwachsene auf Gültigkeitsdauer überprüfen und ggf. neu beantragen.
#15: Nie unter Kokosnusspalmen setzen. Klingt komisch, ist aber überlebenswichtig. Also Augen auf bei der Platzwahl am Strand :)!
Fazit
Wir waren und sind immer noch absolut begeistert!!!! Die Seychellen sind wahrhaft ein wunderschönes Fleckchen Erde und man fühlt sich wie im Paradies. Die Strände wirken teilweise fast schon kitschig…ich sag nur „no filter needed“!